Scheidenpilzfalle Monatshygiene
Beinahe jede Frau kennt es… ein Jucken, ein Brennen, Schmerzen im Intimbereich. Womöglich kombiniert mit weißlich bröckeligem Ausfluss. Ja, die Rede ist von unangenehmen Scheidenpilzen. Was einen Scheidenpilz begünstigt und wie man diesen Vorbeugen kann, erfährt ihr von unserer Gastautorin und Hebamme Melanie Halbertschlager.
Wie wir Frauen den Scheidenpilz an den Pranger stellen!
Statistisch gesehen haben drei von vier Frauen mindestens einmal im Leben eine vaginale Pilzinfektion. Bei etwa 3-4% dieser Frauen tritt die Erkrankung rezidivierend (immer wieder kommend) auf. Pilzinfektionen sind für uns also etwas ganz normales und wir müssen uns dafür keinesfalls schämen. Dennoch erweist sich das Thema „Scheidenpilz“ immerzu als Tabuthema in der Gesellschaft. Dabei bringt unser sensibles Scheidenmilieu schon Kleinigkeiten aus dem Gleichgewicht.
Das „Sensibelchen“ – unser Scheidenmilieu
Der pH-Wert unserer Scheide sollte unter 4,5 liegen. Dies ist um einiges saurer als der pH-Wert der Haut (5,5) und stellt uns dadurch schon vor einige Herausforderungen.
Der Grund für diesen Wert sind die Milchsäurebakterien. Sie schaffen eine saure Scheidenflora, um Bakterien, Pilze und andere Erreger abzuwehren. Unsere Scheidenflora wird großen Belastungen ausgesetzt, wie zum Beispiel hormonbedingte Veränderungen wie Pubertät, Menstruationszyklus, Schwangerschaft oder Menopause. Alleine diese natürlichen Zustände bringen den pH-Wert durcheinander und begünstigen so einen Scheidenpilz.
Neben den körpereigenen Faktoren, gibt es unzählige äußerliche Faktoren die unserer Scheide zusetzen:
- Antibiotikaeinnahme (Antibiotika wirken nicht nur auf die kranken, sondern auch die natürlichen, gesunden Bakterien)
- Hormonpräparate (wie zum Beispiel: Pille)
- Falsche oder intensive Hygiene im Intimbereich (Duschgel, Seifen, Intimsprays, Scheidenspülungen greifen massiv in das gesunde Scheidenmilieu ein)
- Synthetische, luftundurchlässige Unterwäsche/Slipeinlagen (feuchte, warme Umgebung lässt Keime wachsen)
- Stress (Hormonveränderung)
- Geschlechtsverkehr (Sperma hat einen pH-Wert von zirka 6,6 und schwächt somit das saure Milieu der Scheide)
- Zuckergenuss (Es wird vermutet, dass eine zuckerhaltige Ernährung, so auch der Alkohol für eine zuckerhaltige Flora sorgt, bei der die Bakterien besser wachsen können)
- Chlorhaltiges/keimhaltiges Wasser im Schwimmbad
Wie genau können wir Frauen dem Scheidenpilz nun den Kampf ansagen?!
Zu aller Erst ist es wichtig, die oben genannten Faktoren so gut es geht zu vermeiden. Statt der Pille würden hormonfreie Verhütungsmittel wie Kondom, Gold-/Kupferspirale und natürliche Familienplanung eine Alternative bieten. Antibiotika sollte nur bei strenger Indikation eingenommen werden. Muss es doch einmal ein Antibiotikum sein, kann zeitgleich eine vaginalen Aufbaukur mit Milchsäurebakterien durchgeführt werden. Unseren Intimbereich reinigen wir ab besten einfach mit kaltem klaren Wasser. Eine gesunde Scheide reinigt sich nämlich selbst.
Scheidenpilzfalle Monatshygiene
Wenn es um die Menstruationshygiene geht, ist der Scheidenpilz meist nicht weit. Tampons nehmen nämlich nicht nur die Monatsblutung auf, sondern auch sämtliche andere Flüssigkeiten die unsere Scheide braucht um gesund zu bleiben. Zudem sorgen Slipeinlagen, welche nicht aus Baumwolle bestehen, für eine feuchte, warme Umgebung.
Menstruationstassen hingegen werden aus medizinischen Materialien hergestellt und nehmen nur das Regelblut auf ohne den Säurehaushalt der Scheide zu beeinträchtigen. Eine Menstruationstasse in Kombination mit einer Baumwollslipeinlage als Backup ist die ideale Prophylaxe. Insgesamt sollten wir aber auch auf eine ausgewogene zuckerreduzierte Ernährung achten um alle Faktoren ausschließen zu können.
Nicht zu vernachlässigen ist unser Beckenboden. Beckenbodentraining kann ungemein zur Prophylaxe von Infektionen der Vagina beitragen. Ist der Beckenboden trainiert, können Keime schwerer aufsteigen.
„Tipps & Tricks einer Hebamme“
Zu guter Letzt möchte ich euch unterschiedliche „Tipps & Tricks“ geben, wie man mit Hausmittel bzw. ätherischen Ölen einen Scheidenpilz vorbeugen bzw. behandeln kann.
- Um beim Badebesuch deine Scheidenflora zu schützen, kannst du ein Tampon (vorzugsweise zum Bio-Tampon greifen) in Olivenöl tränken und dieses vor dem Schwimmen in die Scheide einführen.
- Um deiner Scheidenflora eine Kur zu gönnen, kannst du in eine Knoblauchzehe ein kleines Loch machen und eine Schnur bzw. einen Faden hindurch ziehen. Die angebundene Knoblauchzehe gibst du nun 2 mal für 12 Stunden in die Scheide und wiederholst es bei Bedarf nach 2 Tagen.
- Wer reichlich Knoblauch und Joghurt isst, verbessert das Scheidenmilieu auch merklich.
- Ein Sitzbad mit warmen Wasser, einem Schuss Milch und wenige Tropfen von ätherischen Ölen wie Lavendel und Teebaumöl entspannt nicht nur sondern pappt auch deine Scheidenflora auf.
- Außerdem könntest du ein Tampon in Johanniskrautöl tränken und in Kombination mit wenigen Tropfen der genannten Öle einführen.
- Wenn du dich mit diesen Methoden nicht anfreunden kannst, könntest du wenige Tropfen der ätherischer Öle auch direkt auf die Baumwollslipeinlagen tropfen (Vorsicht: Farbveränderungen!). Allgemein ist auf höchste Qualität der ätherischen Öle zu achten. Ich empfehle Öle der Marken: „Primavera“ & „Feeling“.
Lässt sich der Pilz mit diesen Alternativen nicht vorbeugen bzw. behandeln, solltest du deine Ärztin/deinen Arzt kontaktieren und dich und gegebenen Falls deinen Partner mit Antimykotikum (=Mittel gegen Pilz) behandeln lassen.
Über die Autorin:
Mein Name ist Melanie Halbertschlager und ich bin Hebamme aus voller Leidenschaft. Ich arbeite im Landesklinikum Waidhofen/Ybbs und bin zusätzlich als freiberuflich Hebamme in Gresten sowie im 30-Minuten-Umkreis tätig.
Als „Die Landhebammen“ gründen meine Kollegin Lugbauer Stefanie und ich, gerade unsere eigene Hebammenordination. In etwa einem Jahr könnt ihr uns dann gerne in der Ordination in Gresten aufsuchen. Bis dahin sind wir als Team gerne auf freiem Fuß für euch verfügbar.
Neben der Betreuung in der Schwangerschaft, bei der Geburt und im Wochenbett, gelten Hebammen auch als Vertreterinnen der allgemeinen Frauengesundheit. Mir ist es wichtig, dass ich als Hebamme eine Ansprechperson für jegliche Frauenthemen bin. Wenn ihr Fragen habt, die euch am Herzen liegen, könnt ihr euch jederzeit bei mir melden.