In guten wie in schlechten Zeiten aber immer mit der Wollke!
So schön es ist ein eigenes Unternehmen zu führen und einen Problemlöser wie Meine Wollke zu schaffen, so anstrengend und schwer kann das Gründerinnen Dasein auf der anderen Seite sein. Wir haben mit unserer Gründerin ein ganz persönliches Interview über die schönen, aber auch die schlechteren Momente in ihrem Leben als Unternehmerin gesprochen. Sabine gewährt uns in diesem Interview einen tiefen Einblick in ihr Leben als Unternehmerin und Mutter.
Liebe Sabine, wie fühlt es sich an von deinem eigenen Unternehmen vor den Vorhang geholt zu werden?
(lacht) Ungewohnt. Dennoch ist es wichtig sich manchmal vor den Vorhang holen zu lassen, um zu zeigen, dass sich Frauen absolut trauen können ein eigenes Unternehmen zu gründen und zu leiten. Denn es macht unheimlich Spaß Unternehmerin zu sein.
Wie würdest du das Unternehmertum in einem Satz beschreiben?
Leider geil.
Du bist ja Mutter von 3 Söhnen. Wie schaffst du den Spagat zwischen Familienleben und Unternehmertum?
Ich glaube es ist kein Spagat, sondern eher X-Beine die ich zwischen meiner Familie und meinem Unternehmen mache. Pro Tag springe ich mehrmals zwischen meinem Privatleben und meinem Unternehmen hin und her. Es gibt immer jemanden der etwas braucht oder irgendwas das gerade anbrennt und erledigt werden muss. Bei mir kreuzen sich beide Leben ca. 100 Mal am Tag. Die Familie hat aber immer Priorität.
Sabine, du leitest ein StartUp und man hört ja ziemlich oft, dass bei StartUps keine Work-Life Balance vorhanden ist, sondern es sich eher um einen 24/7 Job handelt. Wie sieht das bei dir aus?
Es ist absolut 24/7, aber mein Unternehmen ist unglaublich familienfreundlich aufgebaut und das gilt nicht nur für meine Mitarbeiterinnen, sondern auch für mich als Chefin. Bei mir heißt das aber auch, dass wir manchmal als Familie am Wochenende am Tisch sitzen und zusammen Aufgaben für die Wollke erledigen. Bei einem unabhängigen StartUp muss jeder mithelfen.
Das klingt toll und eigentlich nach sehr viel Spaß. Unterstützt dich deine Familie immer bei dem was du tust?
Ich denke und spüre das auch, dass sie mich nicht nur 100%, sondern eher 110% unterstützen in dem was ich tue. Meine Jungs fanden das Unternehmen zu Beginn etwas schräg, aber sie sind mittlerweile super begeistert. Ich denke es kann jeder etwas davon lernen. Zum Beispiel, dass Arbeit Spaß macht.
Schaffst du es trotz deinem Business auch ab und zu einfach für dich selbst da zu sein?
Definitiv. Das bin ich mir selbst wert. Ich nehme mir immer wieder eine Auszeit nur für mich, auch wenn es nur ein paar Stunden sind. Mein Ziel ist, dass ich das mindestens einmal in der Woche mache. Sei es schnell auf einen Berg zu laufen oder die Ski anzuschnallen oder ich packe meine Saunatasche und bin für 4-5h einfach einmal weg. Im November bin ich sogar mit mir alleine in den Urlaub gefahren. Dieser Urlaub war überraschend genial, sogar so toll, dass ich das sicher wieder einmal machen werde.
Das klingt alles sehr schnell. Entschleunigst du auch irgendwann oder läuft bei dir alles in einem gewissen Tempo ab?
Es ist sicher alles mit einem gewissen Tempo verbunden, ich bin einfach ein sehr schneller Mensch. Das liegt in meiner Persönlichkeit. Mir wird ziemlich schnell langweilig bzw. bin ich sehr effizient und denke mir: „Jetzt schnell entspannen, das geht in 1-2h auch und dann geht’s wieder weiter.“ Wirklich entspannt bin ich, wenn ich mir Zeit für die Sauna nehme oder auf den Berg gehe. Ohne Anrufe und ohne Mails. Love it!
Ertappst du dich manchmal trotz deiner „Auszeit“ erreichbar zu sein?
Ganz sicher. Ich versuche zwar manchmal bewusst auf mein Handy zu verzichten aber ein Auge habe ich irgendwie immer auf meinem Business und für meine Familie bin ich so oder so 24/7 erreichbar.
Nehmen dich die Leute noch als Person oder nur noch als Brand wahr?
Puh, ich glaube für die Gesellschaft bin ich schon 100% mein Brand. Ich werde schon lange nicht mehr gefragt wie es mir geht sondern in erster Linie wie es meinem Unternehmen geht. Ich denke schon, dass die meisten Menschen mein Brand sehen anstatt mich als Person. Das fängt schon bei der Begrüßung an. Es heißt nicht mehr: „Hallo, Sabine!“ sondern, „Hallo, Wollke!“ oder „Die Frau Wollke ist da”. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mein Name nicht mehr Sabine Fallmann-Hauser ist sondern Wollke. Das ist prinzipiell spannend wie sich dein Leben verändert aber auf der anderen Seite schade, dass mich viele auch im Freundeskreis nur noch als ein Brand sehen.
Was sind für dich die größten Herausforderungen im Leben als Gründerin?
Herausforderungen in einem Gründerleben gibt es ganz ganz viele. Die prägendsten waren für mich sicher die Pitches in den diversen Konzernen. Das war immer ein „Gefühlssalat“ vom Feinsten.
Sehr herausfordernd waren auch die Finanzierungsrunden, vor allem weil hier die Entscheidungsträger meistens Männer waren und man dort mit einem Produkt wie der Wollke ziemlich schnell an die Grenzen des Verständnisses kommt.
Wo in deiner Laufbahn hattest du das Gefühl speziell als Frau an die Grenzen des Möglichen zu stoßen?
Es gab immer wieder Barrieren die man zwar nicht zu 100% auf mich als Frau zurückführen kann, aber irgendwie hat man so ein Gefühl wenn man mit Sexismus konfrontiert wird. Ich denke schon, dass Frauen immer noch einen Nachteil in der GründerInnenszene haben. Dennoch gibt es zumindest in Niederösterreich einen Zuwachs. Also liebe Ladies, gründen, gründen, gründen.
Wenn du 3 Wünsche frei hättest, was würdest du tun?
Ich bin kein sehr bescheidener Mensch, das gebe ich offen zu. Mein erster Wunsch wäre die ganze Welt zu bewollken. (lacht) Um die Nachhaltigkeit, die faire Produktion und Wiederverwendbarkeit in die Welt hinaus zu tragen, um jeder Frau die Möglichkeit zu geben zwischen Wegwerfprodukt und Wiederwendbarkeit zu wählen. Der 2. Wunsch geht an meine Familie. Ich wünsche mir, dass wir weiterhin so gut zusammenhalten und alle gesund bleiben. Und zu guter Letzt, würde ich mir wünschen, dass sich die aktuelle Situation im Bezug auf das Coronavirus entspannt und wir gemeinsam das Virus eindämmen können.
Was war der schlimmste Moment in deiner Karriere?
Zu mir hat mal jemand gesagt: „Das was du da machst, ist ein Groscherl-Geschäft.“ (nicht gewinnbringend) Das hat mich in meiner unternehmerischen Seele zu tiefst gekränkt und beleidigt. Es hat mich aber auch dazu angehalten weiter zu machen und mir zu denken: “Jetzt erst recht.“
Wenn du die Zeit zurückdrehen könntest, würdest du Dinge anders machen? Vielleicht gar nicht erst gründen?
(lacht) Ich habe mir diese Frage schon oft gestellt. Würde ich noch einmal gründen, wenn ich den Wissensstand hätte, den ich heute habe? Wahrscheinlich nicht. Aber jetzt ist es so und ich liebe mein Unternehmen. Ich habe viel gelernt aber auch viel Energie und Mühe reingesteckt die ich auch wo anders brauchen hätte können. Ich würde aber unbedingt jeder Person raten es zu tun. Man kann unglaublich viel lernen und wenn die Idee geil ist, dann sollte man diese auch umsetzen.
Was ist dein persönliches Ziel für 2020 und was möchtest du für dein Unternehmen erreichen?
Mein Unternehmen soll bis Ende 2020 im Retail weiter ausgebaut sein. Auch Apotheken haben wir am Radar und möchten wir als weitere KundInnen gewinnen. Die Wollke soll allen Frauen zugänglich gemacht werden. Ein weiteres Ziel von uns ist, auch in Zukunft unabhängig wirtschaften zu können. Für mich persönlich, gibt es eigentlich kein Ziel. Ich glaube es passt grad alles so wie es ist.
Du bist eine Powerfrau durch und durch aber steckt hinter der Powerfrau vielleicht auch etwas Angst vor der Zukunft?
Ich denke das hat jede/jeder UnternehmerIn. Hoffe ich zumindest. (lacht) Man weiß nicht, was ist in 5 oder in 10 Jahren. Kann ich mein Unternehmen noch so weiterführen wie ich es bisher getan habe. Geht es der Wirtschaft gut. Kann ich die Arbeitsplätze für meine MitarbeiterInnen weiterhin erhalten. Bekommen wir genügend Aufträge. All diese Fragen sind ganz normal im Unternehmertum und ich denke schon, dass man manchmal einfach Angst hat. Das darf übrigens auch so sein.
Wie gehst du damit um?
Ich versuche mich dann immer selbst zu beruhigen. 3 Mal ein- und ausatmen und nicht in Panik verfallen.
Wäre ein Exit für dich denkbar?
Aus heutiger Sicht bedeutet mir die Wollke viel mehr als ich jemals zugeben würde und es würde mich traurig machen, wenn ich das Unternehmen nicht mehr hätte. Also nein, ein Exit ist aus derzeitiger Sicht nicht angedacht.
Abschließend wünsche ich mir von dir noch 3 Momente, die dich dazu animieren immer wieder aufzustehen und nicht alles in die Tonne zu kippen!
Es lohnt sich jeden Tag in der Früh aufzustehen, wenn man weiß, dass sein Unternehmen fair produziert. Wir geben mit unserem Produkt arbeitspolitisch benachteiligten Frauen Arbeit. Das macht einfach das Herz auf. Nummer zwei ist das Gefühl die Welt ein Stückchen grüner und die Frauenwelt durch Aufklärung und Enttabuisierung ein bisschen liebenswerter zu machen. Es ist leider geil, die Umwelt zu schonen und auf Plastik zu verzichten und somit Grund Nr. 3.
Hast du noch einen Tipp für zukünftige GründerInnen?
Natürlich. Sei authentisch. Authentizität ist meiner Meinung nach das aller wichtigste. Es wird einem oft gesagt wie man etwas zu machen hat und man bekommt die Meinung von vielen einfach aufgedrückt, diese Menschen meinen es bestimmt gut aber es ist ok, manchmal nicht auf diese Personen zu hören. Es ist ok, einen anderen Weg zu gehen und auch mal eine Bauchentscheidung zu treffen.
Liebe Sabine, vielen Dank für deine ehrlichen und persönlichen Antworten.
Sabine FALLMANN-HAUSER
Sexualpädagogin & Gründerin der Wollke KG
Powerfrau, Lebemensch & Mama von 3 Jungs
Fotos: Ludwig Fahrnberger
Text: Ines Enöckl – die-marketeria.at